Chronik zum 150-jährigen Jubiläum (1857 - 2007)

Die Knappenkapelle Vogling:
 
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts stand der Bergbau am Kressenberg bei Neukirchen in voller Blüte. Die Knappen lebten ein wohl hartes, aber zufriedenes Leben. Längst hegten sie jedoch den Wunsch eine eigene Musikkapelle zu besitzen, teils weil die Musik zu ihren Veranstaltungen von auswärts bestellt werden mußte, was hohe Kosten verursachte, teils weil man hinter anderen Knappschaften nicht zurückstehen wollte.
 
Endlich, im Winter 1856/57 kam ein Mann aus Teisendorf zur Arbeit ins Bergwerk und wohnte in Knappenfeld. Karl Haberlander, wie er hieß, konnte Trompete blasen und Geige spielen. Auf wiederholtes Bitten, auch von höherer Stelle her, gründete dieser Bergmann Karl Haberlander im Frühjahr 1857 die Knappenkapelle Vogling.
 
Trotz vieler Schwierigkeiten gelang es dem unermüdlichen Kapellmeister die Kapelle bis zum Knappenjahrtag am 4. Dezember (St.Barbara) spielfertig zu machen, zur Freude der Knappschaft und zum eigenen Stolz.
 
So kam der Tag der Taufe der Kapelle heran und in Siegsdorf und Umgebung war es das Tagesgespräch: Die Bergknappen haben eine eigene Musik. Ergänzend muß erwähnt werden, daß das Knappenjahramt immer in der Pfarrkirche in Siegsdorf stattfand, wie noch heute der linke Seitenaltar zeigt, mit dem Bildnis der Patronin der Bergleute, die schützend über einem Stollen steht, also ein untrügliches Zeugnis dafür ausstellt.
 
Die Kapelle wuchs an Stärke, vielleicht auch durch den Zuzug der Deserteure aus dem musikfreundlichen Österreich im Jahre 1859, die ja bekanntlich im Bergbau Aufnahme fanden. So kam dann der deutsch – französische Krieg 1870/71 heran, der sich in der Musikkapelle sehr fühlbar machte und sie zerschlug. Im Herbst 1872 war es dann der Bergmann und Gütler Mayer von Aich am Riedl, der während einer vorübergehenden Versetzung an das Bergwerk in Penzberg dort ein Instrument spielen lernte und die Voglwalder Kapelle wieder zum Aufblühen brachte.
 
Nach Beendigung des Krieges wurde eine Verordnung erlassen, wonach jeder ausübende Musiker sich einer Prüfung zu unterziehen hatte, die jeweils in Freising stattfand. So kam es, daß sich eines Tages auch die Voglwalder Musikanten zum Examen auf den Weg machten. Bewaffnet mit ihren Instrumenten, ein Parapluie auf dem Buckel, traten sie ihren Weg zu Fuß an. Ihren Lebensunterhalt verdienten sie sich durch Aufspielen in den Ortschaften und der Lippen – Hansl sagte immer: „Daher kemma san mir wia die Böhm“.
Durst hatten sie immer und ausgeblieben sind sie Wochen. Ob und wie sie Ihr Examen bestanden, darüber schwiegen sie wie ein Grab.
Jedenfalls wuchs und blühte die Voglwalder Kapelle weiter.
 
Nach 21-jähriger Tätigkeit legte Mayer im Jahre 1893 seine Meisterwürde in die Hände des damals erst 17-jährigen Fellner Stanis, des späteren Straßenwärters Stanislaus Huber von Öd. Infolge der Gründung der Siegsdorfer Musikkapelle bekommt Stanis eine früher nie gekannte Konkurrenz zu spüren. Musiker zogen ab und die Kapelle erlebte einen Niedergang wie früher nie in diesem Ausmaß, zumal Stanis beruflich auch noch nach auswärts versetzt wurde.
 
Mit einer Besetzung von 14 Mann konnten die Voglwalder unter der bewährten Leitung des Stanis Huber am 26. Mai 1927 das70- jährige Jubiläum feiern. Das Musikjubiläum begann mit einem Dank- und Gedenkgottesdienst in der ehrwürdigen, tausendjährigen Taborkirche, dem Knappenkirchlein St. Johann. Am Nachmittag fand es in Form eines Festkonzertes in Heutau unter der Mitwirkung der Musikkapelle Ruhpolding, mit der die Voglwalder von jeher innige Freundschaft verband, seine Fortsetzung. Die kombinierten beiden Kapellen in Stärke von 35 Mann boten ein Konzert, das sich hören lassen konnte. Leider war aber die Wirkung in dem überfüllten kleinen Saal in Heutau, wo es in Folge des schlechten Wetters stattfinden mußte, nicht die erwünschte.
Unvergeßlich aber bleibt uns die damalige und letzte Mitwirkung derjenigen, die einst das schwarze Gewand der Knappen trugen, in ihrer Uniform. Nicht enden wollte der Beifall, als sie das Podium betraten. Gleichsam als stiegen sie aus dem dunklen Schacht, erschienen diese neun wackeren alten Knappen. Umtobt von Beifallsrauschen spielten sie alt vertraute Weisen.
 
Die Musikkapelle Vogling:
 
1933 konnte Stanis Huber das 40-jährige Jubiläum als Musikmeister feiern. Inzwischen wurde in Vogling die Musikkapelle des Kath. Burschenvereins gegründet, die bald großes Ansehen genoß, aber für die alten Voglwalder sich nicht angenehm bemerkbar machte und schließlich Meister Stanis, schon auch wegen seines Alters, die Tätigkeit verleidete. Die Kapelle stand erneut vor dem Niedergang, und da war es jetzt Georg Unterrainer der vermittelnd eingriff, den Burschen den Vorschlag machte, der alten Kapelle beizutreten und aus ihren Reihen den Musikmeister zu wählen.
Die Burschenkapelle, gegründet mit hohem Kostenaufwand, sie hatte sogar ein selbstgebautes Probenlokal, verdankt ihre Entstehung dem damals in Siegsdorf tätigen Kooperator Kreitmeier, der es verdient, hier in dankbarer Weise erwähnt zu werden. Die Burschenmusikanten erklärten sich mit dem Vorschlag Unterrainers schließlich einverstanden.
In einer Versammlung beider Kapellen am 19. Dezember 1936 konnte Stanis Huber sein Amt nach 42-jähriger Tätigkeit in die Hand des allseits beliebten und einstimmig gewählten Musikmeisters Simon Mader legen.
Alle Musikkapellen, die während der Zeit des Bestehens der alten Voglwalder Musik ins Leben gerufen wurden, innerhalb der Pfarrei Siegsdorf, sie alle haben aufgehört zu bestehen. Geblieben aber, zu neuem Glanz erstanden, ist die alterwürdige, ehemalige Knappenkapelle Vogling.
 
Die Musikkapelle Vogling - Siegsdorf:
 
Der zweite Weltkrieg forderte auch von der Musikkapelle Vogling seinen Tribut und rief die Mitglieder, darunter Meister Mader, zu den Waffen. Die restlichen aber blieben ihrer Tradition treu, so lange die Kapelle im Stand war, zu spielen und wie seit mehr als einem Jahrhundert diente die Kapelle nicht nur weltlichen Feiern, sondern auch der Ehre Gottes und der letzten Ehre der Gefallenen und verstorbenen Mitglieder, die jeweils der Kapelle angehörten. Simon Mader konnte glücklich die Heimat wiedersehen und bereits 1946 ergriff er wieder die Zügel seiner geliebten Kapelle. Die auch durch den Beitritt des letzten Musikmeisters der ehemaligen guten Siegsdorfer Kapelle, Grübl, der in ihren Reihen sein 50-jähriges Musikjubiläum feiern konnte, und noch zwei seiner Getreuen, eine wertvolle Unterstützung fand. Die Kapelle aber trägt nunmehr, um alle auftauchenden Zweifel zu beseitigen, ihren heutigen Namen:
„Musikkapelle Vogling – Siegsdorf“
Simon Mader, der „Binder Simmerl“, war einer der herausragendsten Persönlichkeiten in der Geschichte der Kapelle. Er war 17 Jahre lang 1. Musikmeister (von 1936 bis 1953), 4 Jahre 2. Musikmeister (von 1953 – 1956) und schließlich noch 7 Jahre Dirigent der Kapelle (von 1962 – 1968). Aufgrund seiner großen Verdienste wurde er zum „Ehrenmusikmeister“ ernannt. Im November 1979 verstarb Simon Mader im Alter von 69 Jahren.
 
Als Nachfolger von Simon Mader übernahm der Posaunist Willi Freimoser 1954 als Musikmeister die Leitung der Kapelle. Er wurde 1961 von dem Trompeter Gottfried Hunklinger abgelöst, der bereits seit 1957 als 2. Musikmeister amtierte und mit einem Jahr Unterbrechung bis 1971 die 16 Mann starke Kapelle als 1. Musikmeister leitete. Zwischendurch führte der Tenorhornist Johann Mader, „Mesner Hans von St. Johann“, ein Jahr lang die Kapelle (1963). Während dieser Zeit übernahm Sepp Abstreiter, Thalerbauer von Vogling, das Amt des 2. Musikmeisters, das er bis 1972 ausführte.
 
Als Nachfolger für den Dirigenten Simon Mader konnte 1968 Hans Mayer gewonnen werden. Mayer, ehemaliger Militärmusiker und Stadtkapellmeister aus Traunstein, bestimmte als Dirigent fast 6 Jahre lang das musikalische Geschehen. Aus gesundheitlichen Gründen mußte er sein Amt im Frühjahr 1974 niederlegen und verstarb bereits ein Jahr darauf im Alter von 64 Jahren.
Hans Mayer, ein sehr vielseitiger Musikant, gab über viele Jahre hinweg unermüdlich Unterricht in sämtlichen Blasinstrumenten. Auch in Siegsdorf unterrichtete er zahlreiche Schüler, aus denen sich durch die Initiative Paul Kühnhausers im Jahre 1975 die Jugendkapelle Siegsdorf bildete.
 
In einer Zeit, in der sich nur sehr schwer ein Musikant für das Amt des 1. Musikmeisters gewinnen ließ, übernahm nach Gottfried Hunklinger für das Jahr 1972 Alois Klauser aus Heutau diese Tätigkeit.
Nach Alois Klauser wurde Silvester Dufter d. J. 1. Musikmeister und Ludwig Albrecht 2. Musikmeister (1973 – 1976). Ab Dezember 1975 leitete als Vorstand und Musikmeister Silvester Dufter d. Ä., ein Cousin von Silvester Dufter d. J., die Musikkapelle Vogling – Siegsdorf. Sein Stellvertreter war seit 1978 der 2. Musikmeister und Flügelhornist Johann Freimoser vom Wolfsberg. Als 1974 Johann Mayer aufgrund seiner Krankheit den Dirigentenstab weglegen mußte übernahm Silvester Dufter d. J. das Amt des Dirigenten.
 
1982, im Jahr des 125-jährigen Jubiläums musizieren in der Kapelle 28 Musikanten, davon bereits zwei weiblichen Geschlechts, und auch schon zehn junge Musikanten aus den Reihen der Jugendkapelle.
Dieses Jubiläumsjahr wurde gekrönt von einer Festwoche mit Bierzelt im Juli bei der auch viele Gastgruppen an den verschiedenen Abenden auftraten. Alles bestens organisiert von Festleiter und Klarinettist Josef Haiker aus Traundorf.
Nur während des Empfanges der Vereine am Festtag selbst drohte alles ins Wasser zu fallen, da es in Strömen zu regnen begann, aber während des Feldmesse auf der Osterhamer Wiese wendete sich das Wetter und man konnte den Tag trocken und erfolgreich zu Ende bringen.
 
1985 erklärte Silvester Dufter d. Ä. „energisch“ er würde für das Amt des 1. Vorstandes nicht mehr zur Verfügung stehen, wurde aber von den Musikanten einstimmig wiedergewählt.
2 Jahre später beendete er aber seine musikalische Laufbahn bei der Musikkapelle Vogling – Siegsdorf und somit auch das Amt des 1. Vorstandes. Silvester Dufter d. Ä. war seit 33 Jahren dabei und seit 1975 1. Musikmeister. Neben seinen Instrumenten Klarinette und Saxophon leistete er auch durch Notenschreiben seinen Beitrag für die Kapelle. Leider verstarb er viel zu früh 1993.
Seinen Platz als 1. Vorstand übernahm Josef Haiker.
 
Durch den Neubau des Rathauskomplexes 1988 in Siegsdorf wurde auch ein eigener Probenraum zur Verfügung gestellt, und die Kapelle verließ nach langen Jahren das Schulgebäude in Hammer. Auch wurde zu dieser Zeit Hans Mitterer zur Entlastung von Silvester Dufter als 2. Dirigent gewählt. Er nahm diese Aufgabe sehr ernst und legte nach einigen Lehrgängen die Prüfung als „Staatlich anerkannter Dirigent für Laienorchester“ erfolgreich ab und wurde 1991, als Silvester Dufter d. J. seinen Taktstock abgab, 1. Dirigent.
Silvester Dufter d. J. wirkte seit 1964 in der Kapelle, war 1973 – 77 Musikmeister und ab 1975 Dirigent. Er glänzte nicht nur als hervorragender Musiker an Klarinette, Akkordeon und Saxophon, sondern schrieb auch viele Stücke „aus dem Gedächtnis“ auf und arrangierte für verschiedene Besetzungen.
 
Ab 1992 wurde Hans Mitterer zusätzlich noch 2. Musikmeister. Zusammen mit Josef Haiker leiteten die beiden erfolgreich die nächsten Jahre. Unter anderem wurden jeweils im Mai zweistündige Jahreskonzerte eingeführt, die sich bei Musikanten wie Zuhören großer Beliebtheit erfreuen.
Diese Konzerte wurden zuerst in der Siegdorfer Doppelturnhalle abgehalten, was natürlich viel Arbeit in der Vorbereitung mit sich zog, konnten aber ab 1999 in den neugebauten Festsaal im Ortskern verlegt werden.
1998 – 99 war auch eine arbeitsreiche Zeit für die Musikkapelle, da in Eigenregie die neuen Probenräume in Molberting umgebaut wurden, die Franz Hallweger in seinem Anwesen zur Verfügung stellte.
Auch wurde 1999 eine Vereinsgründung beschloßen, die die Musikkapelle zu einem e.V. machte, und ab jetzt konnten auch passive, fördernde Mitglieder aufgenommen werden.
 
In diesen Jahren spielte die Musikkapelle Vogling – Siegsdorf e.V. 50 – 60 Auftritte pro Jahr in verschiedenen Besetzungen, wobei sich leider die Bigband auflöste und auch Faschingsveranstaltungen mit der Blechmusik der Vergangenheit angehörten.
 
Da sich im Zuge der Vorbereitungen für das 150-jährige Jubiläum 2007 Hans Mitterer mehr auf sein Amt als Dirigent konzentrieren möchte rückte 2005 Herbert Hunklinger als 2. Vorstand nach.
Und so sind seit etwa 2 Jahren die Vorstandschaft sowie alle aktiven Musikantinnen und Musikanten mit vollem Einsatz bei der Sache um dieses 150-jährige Jubiläum zu einem unvergesslichen Ereignis zu machen.